Ruhe in Zeiten des Sturmes
Newsletter – Wald, 21. 04. 2020
Wir freuen uns, Sie ab dem 27. 04. wieder in unserer Praxis begleiten zu können. Rück-Verbindung mit unserem Wesen-s-Kern sind Grundlage und Inhalt unserer ganzheitlichen Praxistätigkeit. Das freie Fliessen der Lebensenergie auf energetischen – gedanklichen – emotionalen und physischen Schichten und Bahnen ist in uns allen angelegt – und kann blockiert und gehemmt sein – doch wie ein Fluss sich seinen natürlichen Weg bahnt, unterstützen wir Sie Ihr Energie-Potenzial befreit und ungehemmt fliessen zu lassen und so Ihre Vitalkräfte und Immunsystem zu stärken.
Autor: Thomas Truttmann
Auf den Kopf gestellt
Am 16. 03. 2020 wurde unsere Praxis(tätigkeit) per Praxis-Ausübeverbot vom Bund geschlossen, begründet durch die Corona-Virus-Pandemie.
Dieser und weitere getätigte Bundesbeschlüsse haben unser Leben «auf den Kopf gestellt»: Auf einen Schlag fielen scheinbar sämtliche Grundfesten unseres Lebens in sich zusammen, sodass wir instinktiv dem Überlebensmodus folgten. Wir organisierten überlebenswichtige Mittel für den Haushalt und Pflanzen und Erde für unseren Garten.
Auch befolgten wir die Konsequenz Massnahmen des Bundes und reichten Gesuche für Ausfallsentschädigung ein, nahmen die Teilzeitbeschäftigung im Angestelltenverhältnis zur Kenntnis, wie auch die Organisation des Homeoffice und betätigten uns im beorderten Homeschooling der Kinder. Unser Wohnraum wandelte sich in einen Schul-Büro-Atelier-Wohnraum.
Dieser Einschnitt erforderte enorm viel Energie, zumal das gesellschaftliche Umfeld geprägt von Angst und Unsicherheit, wenig Orientierung und kaum Richtung anbot. Dies erinnerte mich daran, wie mir ein älterer Herr früher mal seine Gefühle schilderte, sich in der Situation zu befinden, dass all die Ersparnisse aus dem Erwerbsleben täglich weniger werden und nichts zurückfliesst, das Gefühl ein «Auslaufmodell» zu sein, dessen Existenz sich zu Ende neigt.
Die neue Ordnung
Allmählich organisierten wir uns als Familie in der «neuen Ordnung». Die räumlich begrenzte Situation erzeugte viele Reibungsflächen, führte zu Konflikt- und Orientierungssituationen, individuell wie auch familiär.
Hierbei zeigten sich erhellende stärkende Momente näher bei sich selbst anzukommen, Entspannung und Ruhe in sich selbst erwachend und sich ausdehnend wahrzunehmen und im inneren ureigensten Rhythmus zu schwingen, im Wechselspiel mit Wut-, Frust- und Ohnmachtsgefühlen, da die bis anhin etablierten Glaubens- Wunsch- und Funktions- Konstrukte fortan ins Leere zielten und sich im Auflösungsprozess befanden.
Auf einer tieferen Wahrnehmungsebene wurde das «auf sich selbst zurückgeworfen sein» bewusst – was affektiv als «allein gelassen» oder «sich selbst überlassen sein», meist mit negativen Gefühlen konditioniert ist; dieses Auflösen der äusseren Strukturen, zeigt auch unsere Fixierung und Abhängigkeit von derselben auf. Wir bilden uns ein Eigenbild über das Rollenbild, welches wir uns gesellschaftlich erarbeiten. Die äusseren Massstäbe formen uns massgeblich; sei es unser Statusgefühl – unsere Sinnhaftigkeit – unser Eigenwert – unsere Anerkennung, wie auch das Gefühl, geliebt zu sein und uns sicher zu fühlen, «holen» und «erkämpfen» wir uns im Aussen.
Je länger diese öffentlich gesellschaftliche Notstandsituation anhielt, desto befreiter und erfüllter fühlte sich das individuelle, familiäre und quartier-gesellschaftliche Leben an:
Der pulsierende Frühling; aufbrechende Blüten so weit das Auge reicht, das fröhlich unbefangene Zwitschern der Vögel vom anbrechenden Tag bis zur Dämmerung, der Duft der Erde und Blüten, welcher die Atmosphäre erfüllt, einladend strahlend blauer Himmel, die wohlige Wärme der Sonne auf der Haut, ausgedehnte Spaziergänge entlang dem plätschernd singenden Dorfbach im schützenden ruhigen Wald, Wildtiere welche ihren Lebensraum ausdehnen an und über menschengemachte Grenzen.
Die wohltuende Ruhe, welche sich täglich mehr ausbreitet. Nachbarn suchen das Gespräch – unter Einhaltung der vorgeschriebenen social distance – erzählen vom eigenen und fragen nach unserem Wohlbefinden. Die Kinder spielen und lachen unbefangen, geniessen den gewonnenen Raum und Zeit, geben sich ihren kreativen Potenzialen hin; spielen auf einmal ihre Musikinstrumente, zeichnen, lesen, helfen mit ohne Vorgabe, aus sich selbst heraus, «antworten» natürlich auf ihr Umfeld, gehen in den «Tanz» die Kommunikation mit dem Lebendigen.
Das «Essen» wandelt sich von einer zeitgebundenen Notwendigkeit hin zu bewussten Phasen des Hungergefühls, der Auswahl, der Zubereitung, dem Würzen, Schmecken und Empfinden der Nahrungsaufnahme – Dankbarkeit, Freude und Achtsamkeit erwachen; Nahrung ist nicht länger ein Konsumprodukt unter vielen aus dem Einkaufsgeschäft, es wächst, gedeiht aus der fruchtbaren Erde am Licht und der Wärme der Sonne und durch das Wasser. Nahrung ist im Grunde ein festlicher Akt, der das Leben feiert. Objektivierte sprachliche Begriffe wie «Mutter Erde» oder «Erdenkinder» kehren zum Ursprung, der gefühlten Verbindung und Einheit mit dem Leben zurück.
Das Geschenk des Lebens
«Auf sich selbst zurückgeworfen zu sein» erleben und empfinden viele Menschen in dieser Notstandkrise als befreiend, da sie verstärkt mit sich selbst in Verbindung gehen, sich selbst mehr Aufmerksamkeit geben und sich ihrer Natur bewusster werden. Denn die Angst allein zu sein verschwindet mit der zu Gewissheit wachsenden Erfahrung des All-Ein-Sein. Die wachsende und nährende Erfahrung mit allem Lebendigen – Mutter Erde, Sonne, Pflanzen und Tieren, ebenso den Menschen im Haus und Quartier – verbunden zu sein, weil in der Essenz und im Grunde alle «gleich» sind, nämlich ein lebendiger Organismus, in welchem alles miteinander verbunden ist und so ganz natürlich gegenseitiger Respekt, Achtung und Wertschätzung entsteht – denn das eine kann ohne das andere nicht sein – will heissen, getrenntes Sein ist im Grunde eine illusorische Idee, ein Gedanke – das Leben an sich ist eine solidarische Verbindung verschiedener Ausprägungen des Einen. Dieses Bewusstsein erfüllt uns mit wahrer Freude, Fülle und Energie ohne, dass wir uns dafür «anstrengen» müssen. Es ist das natürliche, erfüllte Sein an sich, dessen Zentrum in uns selbst liegt, das Geschenk des Lebens.
Kaum je hatten wir die Möglichkeit die Diskrepanz oder das Auseinandergehen der – ich nenne es mal – «alten Weltordnung» in Bezug zum oben beschriebenen «All-Ein-Sein» zu erfahren und erleben
Ein Besuch im Lebensmittelwarengeschäft, wo einige Menschen Schutzmasken und Handschuhe tragen und ängstlich besorgte Blicke aufeinandertreffen – ein Spaziergang in der Stadt, mit gesperrtem Kinderspielplatz, gesperrten Parks, gesperrten Naherholungsgebieten, gesperrten Strandbereichen, markierten Abstanddistanzen – das Hören der Nachrichten, dramatische Bilder im Fernsehen und Zeitschriften.
In diesem Umfeld kann man/frau die unmittelbare Auswirkung auf unser Nervensystem deutlich wahrnehmen: Wir geraten in eine erhöhte Aufmerksamkeit; unser Fokus wird eng und es wird schwieriger den Überblick zu behalten. Wir bewegen uns schneller; die Muskeln spannen sich an. Wir atmen nicht länger tief und entspannt; die Organversorgung wird eingeschränkt. Wir fühlen uns unsicher, beobachtet, ob wir uns «richtig» verhalten; das Immunsystem wird gedämpft. Wir verschieben unsere Aufmerksamkeit nach Aussen und verlassen unser Zentrum und unsere Mitte.
«Da draussen» wird unser Nervensystem permanent stimuliert und überreizt. Wir werden in eine Flut von Informationen getaucht, die Probleme, Unsicherheit, Verlust und Kampf transportieren – Der natürliche Rhythmus und die Eigenregulation des Nervensystems geht darin verloren, wir fühlen uns ruhelos, ohnmächtig, erschöpft und energielos, wenn wir den Referenzpunkt (der Achtsamkeit und Konzentration) nach aussen verlegen. Wir sind als Schöpfer entmündigt und aus der Verbundenheit mit und dem Vertrauen in die Natur herausgerissen und getrennt.
Der natürliche Impuls nach Ausgleich und Zentriertheit mündet darin, uns «fluchtartig» in die «Sicherheitszone» unseres Heims zu bewegen. In uns, unserem «Heim» liegt der Schlüssel zur Verbundenheit mit der Welt – es ist die Bewegung (der Achtsamkeit – «die Energie folgt der Achtsamkeit» -) «von innen nach aussen»
«Was auch immer kommen mag, ich bleibe zuversichtlich. Ich bleibe am Boden, bleibe der Erde treu und in meiner Mitte»
Wolf-Dieter Storl
Was uns das aktuelle Zeitgeschehen bewusst macht ist, dass das Leben gefährlich und unsicher ist und bietet – wie alles im Leben – zwei Perspektiven:
Zum einen die Identifikation mit der materiellen Welt der Dinge und festen Formen, deren Existenz und Funktion in (ständiger) Gefahr ist und bewahrt werden muss, vor dem «Feind»; der Auflösung, auf welche das Nichts, der Tod folgt. Dies ist sehr anstrengend, unnatürlich und wird sich immer erschöpfen.
Andererseits, das sich Verbinden mit dem allem zugrundeliegenden Lebensimpuls oder Atem. Die Anerkennung und Wertschätzung des universellen Prinzipes von Schöpfung – Erhalt und Auflösung.
Nichts im Leben ist permanent – steter Wandel ist seine, also unsere Natur.
«Alles was du hast, ist das Hier & Jetzt»
Mahatma Gandhi
So geschehen diese Tage «absurde» Bewusstseinsprozesse. Menschen die noch vor wenigen Wochen die Notstandsituation als Bedrohung und Verlust erlebten und sich in Angst und Schockzuständen fanden, erleben dies heute als bereichernd und freudvoll. Erkennen, dass sie oberflächlichen Motivationen hinterherrannten und dabei sich selbst und das Leben aufgegeben hatten.
Eingebettet in die Umlaufbahnen der Gestirne
Thomas Truttmann
geboren als Gast auf Mutter Erde
gebildet nach natürlichem Plan
spontan und nirgends festgeschrieben
unsichtbar und unfassbar
eingebettet in eine Ordnung, die mein Verständnis übersteigt
in stetem Wandel, im Rhythmus der Natur
atme und nähre ich mich
von diesem Planeten
dankbar erfahre ich Wachstum und Heilung
erkenne allein, dass ich eins bin
untrennbar verbunden und geformt
vom und im pulsierenden Atem des Lebens
Ich bin Gast hier und werde weiterziehen
andere werden kommen und weiterziehen
Wer bin ich im Ganzen?
Ein Geladener ohne Sorgen
Geboren – geformt – getragen – genährt
ohne mein Zutun
eingebettet in die Umlaufbahnen der Gestirne
Kein Halten und Klammern
Kein Wollen und Verlangen
einzig Sein und sich freuen
Ist dem Gast bestimmt
Ich bin nicht der Herr des Hauses
wie könnte ich?
Ich nehme teil und feiere die Fülle
des Lebens, das mir Mysterium bleibt
die Liebe heisst, wie mir scheint
nach deren Wille ich geboren
geformt und genährt
bleibt mir einzig Dankbarkeit,
die mich selbst erfüllt und übersteigt.
«Glückliche Menschen verlange nicht viel von der Welt,
Alan Cohen
denn ihr Glück kommt von einem Ort,
der tiefer ist, als die Welt berühren kann»